Die Fahrgeschäfte der Familie Bausch sind Kult
Über 100 Jahre Familientradition auf dem Volksfest
Mit der riesigen Hollywood-Schaukel sind Rudi und Karin Bausch bereits seit 20 Jahren unterwegs. Rudi Bausch blättert in den Familienalben. Seine Frau Karin findet das, wonach er sucht: Den Platzvertrag für den Toboggan aus dem Jahr 1910. Vergilbt, an einer Seite von Mäusen angeknabbert und trotzdem ein zeitgeschichtliches Dokument. Stolze 1000 Reichsmark musste sein Großvater Franz Anton Bausch für die Teilnahme am Herbstvolksfest 1911 vorauszahlen.
Der historische Toboggan ist auch heute noch eine der beliebtesten Attraktionen.
© Karlheinz Daut
Familie Bauschs erste Attraktion - der Toboggan
Beim historischen Toboggan ihrer Vorfahren mussten die Familienmitglieder und ihre Helfer noch die Dampfmaschine schüren und schmieren. Der Toboggan war im letzten Jahr das erfolgreichste Karussell in Nürnberg und ist jetzt wieder mit dabei. In dicken Trauben zusammenstehend, beobachtet das Publikum die Bezwingung des Laufbandes und amüsiert sich über die Schwierigkeiten so mancher Kandidaten, das Gleichgewicht zu halten. Auf die Reise gebracht hatte den Toboggan anno 1907 Franz Anton Bausch und viele Jahrzehnte damit gutes Geld verdient. Die aufwendige Holzkonstruktion wird heute vom Publikum neu entdeckt. Der kufenlose kanadische Indianerschlitten – so die Bedeutung des Wortes Toboggan – ist ein Publikumsmagnet. Eine historische Postkarte unbekannten Datums wirbt für den 1907 erfundenen Toboggan. Die heute auf dem Volksfest stehende Laufbahn und Rutsche wird längst elektrisch betrieben und gehört einer anderen Schaustellerfamilie, ebenso der „Ranger“. Rudi Bausch hat das Geschäft noch in seiner Kindheit erlebt und denkt an die große, fauchende Dampfmaschine zurück, die damals die notwendige Energie für den Antrieb des Förderbandes, die Beleuchtung und die dazu gehörige Notenorgel lieferte.
Vom Karussell zum "Looping Star"
Breakdance ist ein echter Publikumsmagnet beim Nürnberger Volksfest.
© Stefan Hippel
Das „Calypso“, Vorgänger des modernen Break-Dance-Karussells, war auch eine Erfolgsgeschichte der Familie Bausch; sie hat mehrere Versionen davon auf die Reise gebracht. Auch die beiden Nürnberger Volksfeste waren in den sechziger und siebziger Jahren immer wieder feste Anlaufstationen. Ein markanter Einschnitt war der „Ranger“ – das Überschlag-Karussell. Eine Version davon steht seit vielen Jahren wieder in Nürnberg. Rudi und Karin Bausch haben vor 30 Jahren den ersten „Ranger“ mit dem Namen „Looping Star“ auf die Reise geschickt und hatten bereits im folgenden Jahr fünf Kollegen, die auf baugleiche Geschäfte setzten – so zugkräftig war das Vergnügen. Oft war Nürnberg eine Station.
Der „Looping-Star“ war seit 1981 eine Sensation – und bietet bis heute ein Schaukelerlebnis bis hin zum Kopfstand. Nur ein einziges Mal gastierte dagegen das größte reisende Schaukelschiff der Welt in der Noris, das die Familie Bausch zusammen mit einem Münchener Kollegen betrieb. Heute liegt das „Traumschiff“ im Gorki-Park in Moskau fest vor Anker.
20 Jahre Top Spin
Die Fahrgeschäfte von heute sind meist nur was für ganz Mutige.
© Stefan Hippel
Nach dem „Roll over“ ist es nun das „Top Spin-Karussell“, mit dem die Familie seit 20 Jahren erfolgreich reist. Die große, zweireihige Hollywood-Schaukel bietet eine im wahrsten Sinne des Wortes spritzige und überraschende Fahrt. Karin und Rudi Bausch sowie Sohn Peter freuen sich auch in der Schlussrunde auf die Gäste beim Frühlingsfest – und auf Begegnungen mit einem bewegenden Stück Familientradition, in dem sich die ganze Volksfestgeschichte spiegelt. Auf dem Platz am Dutzendteich steht das Fahrgeschäft diesmal schräg gegenüber vom Riesenrad.
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