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„Wir wollen endlich wieder Freude bringen!“

03.04.2021

„Es ist mehr Hoffnung als Gewissheit, mehr guter Mut als Zuversicht.“ So begann die Einladung zur Pressekonferenz am Samstag am Eingang zum Volksfestplatz. Der 3. April ist dabei ein symbolisches Datum: Um 17 Uhr sollte an diesem Tag, liefe alles nach Plan, das Nürnberger Frühlingsfest eröffnet werden. Genau, es handelt sich um jenes Frühlingsfest, das nun zum zweiten Mal abgesagt wurde. Es ist ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Nürnberger Volksfeste: Seit Dezember 2019, seit rund 70 Wochen, unterliegen die Schausteller praktisch einem Berufsverbot.

Die historische Konzertorgel der Nürnberger Schaustellerfamilie Braun spielte emotionale Kirmesmusik.

In seiner Ansprache an zahlreich erschienene Journalisten von Print-, Rundfunk- und TV-Medien, sprach Schaustellerchef Lorenz Kalb von der Traurigkeit, der Verzweiflung, der Psyche, die leidet, wenn so rege, fleißige und dynamische Leute wie die Schausteller am Ausüben ihres Berufes gehindert werden. Natürlich geht es auch um Geld, um Verdienstausfälle. Und die wirtschaftlichen Auswirkungen treffen nicht nur die Schausteller, es geht viel weiter: Lieferanten, Taxifahrer, Verkehrsbetriebe, Brauereien, hunderte von Mitarbeiter*innen während der Feste, um nur die Naheliegendsten zu nennen, leiden erhebliche Verdienstausfälle. Bei vielen geht es an die Existenz. Und viele zeigten Flagge, beim symbolischen Saisoneröffnungsakt am Samstag: Zulieferer wie Schlosser, Nusselt, Börder oder Pfettner waren ebenso gekommen wie Vertreter Vertreter der Stadtpolitik, Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas, Andreas Krieglstein (Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat) oder Claudia Arabackyj (stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD). Volksfestkönigin Christina war auch vor Ort.

Mit bewegenden Worten wandte sich die 25-jährige Tayra Kunstmann, eine der gewählten Jugendvertreterinnen der Süddeutschen Schausteller*innen, an die Presse: „An dieser Stelle muss ich ganz klar sagen, dass die emotionalen Probleme für mich um einiges schwieriger zu verkraften sind als die finanzielle Lage. Ich habe schon als Kind bewusst diesen Weg für mich gewählt, weil ich genau das machen wollte, was meine Eltern und so viele vor mir immer gemacht haben. Weil ich diese Geräuschkulisse, die Lichter, die vielen Menschen und das ganze drum herum so liebe.“

Lorenz Kalb sprach allen Kolleg*innen aus dem Herzen, als er formulierte:

„Wir sind hier, weil wir sehnlichst hoffen, den Mitbürgerinnen und Mitbürgern endlich wieder Freude bereiten zu dürfen. Wir hoffen auf das Herbstvolksfest und wir haben natürlich für das ausgefallene Frühlingsfest schon eine Alternative in der Schublade, die von der Stadtspitze hochgelobt wurde und auch der Bayrischen Staatsregierung schon vorliegt. Wir beten, dass wir im Frühsommer einen temporären Freizeitpark mit dem Namen NürnBärLand in die Tat umsetzen dürfen. Unsere Hoffnung liegt hier auf Pfingsten.“

Einer der stets ein Herz für die Schausteller hatte, war als Stellvertreter des Oberbürgermeisters gekommen: Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas sprach von zwiespältigen Gefühlen, wenn er die Orgelmusik hört und machte klar, dass die Entscheidung bei der Bundes- und Bayerischen Staatsregierung liegt: Nürnberg sei bereit, einem Freizeitpark „NürnBärLand“ grünes Licht zu erteilen, sobald die staatlichen Stellen dies gestatteten.

Was die Schausteller froh stimmt, ist die Unterstützung aus der Bevölkerung und besonders die der regionalen Politik, die einhellig Mut macht und versucht, alles Mögliche zu unterstützen. „Ihre Einschränkung ist auch die unsere: die Gesundheit geht vor“, sagte Kalb am Rande der Veranstaltung.

Viele bekannte Gesichter, in Nürnberg seit Jahrzehnten aktive Schaustellerinnen und Schausteller zeigten an diesem Tag Präsenz. Sie wollen nicht in Vergessenheit geraten und setzen Zeichen, dass sie den Menschen wieder Freude bringen wollen.

Foto: (c) Berny Meyer


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